Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst – eine rhetorische Analyse

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Die Kunsttheorien des 20. Jahrhunderts wurden “gewiß ohne Kenntnis der rhetorischen Tradition geschrieben, mit der sie jedoch auf ausgeprägte Weise zusammenhängen. Ihre Rekonstruktion ist bis heute ein Desiderat der Kunstgeschichte geblieben.” (Historisches Wörterbuch der Rhetorik) Diese Arbeit macht es sich zur Aufgabe durch eine rhetorische Interpretation des Textes Über das Geistige in der Kunst einen Beitrag zu dieser Rekonstruktion zu leisten. Die Perspektive rhetorischer Forschung birgt hierbei auf mehrfache Weise einen Vorteil in sich, wobei erstmals gezeigt werden kann, dass Kandinsky die kunsttheoretischen Forderungen seiner Lehre der Affekte und Figuren für die Malerei auch in der Argumentation des Textes umsetzt. Diese analoge Beschreibung von sprachlichen und malerischen Mitteln anhand rhetoriktheoretischer Begrifflichkeiten macht einen Kategorientransfer möglich, der den Weg zu einer Interpretation der Kunsttheorie Kandinskys ebnet und gleichzeitig belegt, dass Kandinsky die Mittel, die er für die Malerei fordert, auch einsetzt, um seine Argumentation in Über das Geistige in der Kunst zu stützen. Damit bestätigt die Analyse, was vorab in einem historischen Kontext erarbeitet wurde: Über das Geistige in der Kunst muss als “Deklaration mit Manifestcharakter” oder “heimliches Manifest” gelesen werden.

About the author

Jürgen Volk studierte Allgemeine Rhetorik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der École Pratique des Hautes Études Paris. Nach kaufmännischer Ausbildung, Wirtschaftsabitur und Studium war er in verschiedenen Bereichen der Kulturbranche tätig. Er ist Mitbegründer des Verlags duotincta, arbeitet derzeit im herstellenden sowie im verbreitenden Buchhandel und ist publizistisch tätig. Zuletzt erschien Unbedingt. Van Gogh und Gauguin im Gelben Haus (Plöttner, 2013; Bernstein 2017).

Table of Contents

ABKÜRZUNGEN UND ZITIERWEISE DER SCHRIFTEN KANDINSKYS

1 EINLEITUNG 1
1 Untersuchungsgegenstand und Vorgehensweise 1
2 Kandinsky in der Rhetorikforschung:
Die Genese des Maler-Rhetors 4
2 HAUPT TEIL 11
1 Über das Geistige in der Kunst: A. Allgemeines (Seite 25-60) 11
1.1 Historischer Teil: Die Begriffe Deklaration und Manifest 11
1.1.1 Der Begriff Manifest: Intentionalität als Gattungsmerkmal 11
1.1.2 Die Programmschrift über Kunst und die Programmschrift als Kunst 14
1.1.3 Die Programmschriften der russischen Moderne 17
1.2 Theoretischer Teil: Spekulative Rede und Topographie
der Metaphysik 22
1.2.1 Das persuasive Wesensmoment der Metaphysik 22
1.2.2 Die drei Modi der spekulativen Rede 25
1.2.3 Gedankenfiguren als inventives Zentrum der spekulativen Rede 28

VIII . INHALT
1.3. Analytischer Teil: Die spekulative Rede im ersten
Teil von Über das Geistige in der Kunst (Seite 25-60) 31
1.3.1 Das inventive Zentrum Kandinskys 31
1.3.2 Die drei Modi der spekulativen Rede 34
1.4 Das Klang-Theorem 51
1.4.1 Das Klang-Theorem in Über das Geistige in der Kunst. 51
1.4.2 Die (mangelnde) theoretische Begründung des Klangtheorems 53
2. Über das Geistige in der Kunst: B. Malerei (Seite 61-147) 58
2.1 Historischer Teil: Rhetorik und Kunst 58
2.1.1 ut pictura poesis 58
2.1.2 Von der Klassischen Ästhetik bis zum
’Bannkreis der Rhetorik’ 61
2.1.3 Die Farben der Rhetorik 65
2.1.4 Attizismus versus Asianismus in der Malerei 68
2.2 Analytischer Teil: Kandinskys Modifikationen und Derivate rhetorischer Kunsttheorie in Über das Geistige in der Kunst (Seite 61-149) 71
2.2.1 Die Affektenlehre der Rhetorik –
einleitender Kurzabriss 71
2.2.2 Wirkung der Farben und Formen 74
2.2.3 Das Bild als eine in Formen und Farben
gebundene Rede 79
2.2.4 Innere Notwendigkeit und Decorum/Aptum 95
3 KONKLUSION 111
4 LITERATURVERZEICHNIS 115